Sonntag, 30. September 2007

Der Bücherwurm

Kommissar Smalletters vom Bookland Yard nahm das Opfer zur Hand und betrachtete es eingehend von allen Seiten - schnell war die Sachlage klar: Jemand hatte sich buchstäblich durch das dicke Buch gefressen!
Smalletters betrachtete der Reihe nach die Gesichter der anwesenden Verdächtigen. Einige taten wie üblich erschrocken, einige schienen überrascht...und nur ein einziger unter ihnen...nun, bei diesem Anblick war der Fall für Smalletters praktisch gelöst.
"Sie da...", er deutete mit der Leselupe auf denjenigen, der so betont unbelesen tat, "...ich verhafte Sie wegen beschädigendem Bücherlesens!"
Der Angesprochene wurde zunächst weiß wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, dann wurde ihm wohl klar, das Leugenen nicht helfen würde. Er setzte seine Lesebrille ab und verlangte er nur noch zu wissen: "Wie...?"
Smalletters setzte ein wissendes Lächeln auf. "Ihnen klebt noch ein Buchstabe im Augenwinkel, das war nicht zu übersehen."
Die Schultern des überführten Täters sackten herab und er schluchzte: "Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist...es war plötzlich so spannend...konnte mich einfach nicht mehr bremsen..."

Sonntag, 23. September 2007

Nebenwirkungen

Es bleibt nicht aus, das sich gewisse Nebenwirkungen zeigen, wenn der Besuch eines Arztes allmählich unbezahlbar wird und sich aus diesem Grund eine neue Schattenwirtschaft etabliert.
In diesem Fall sah sich der Patient (der sich einem längst überfälligem Komplett-Check unterziehen wollte) mit gemischten Gefühlen um. Der Nebenerwerbsarzt zeigte mit einem Schraubenschlüssel auf den Behandlungstisch.
"Na, dann machen Sie sich mal frei und legen sich auf die Hebebühne."
Sicher, die Werkstatt wirkte sauber aufgeräumt, die blinkenden Anzeigen der Computer, die tagsüber zur Fehlerdiagnose an Automotoren dienten, erweckten den Anschein von Seriösität, die Preisliste war in Ordnung und der Mann hatte saubere Fingernägel. Dennoch, alte Vorstellungen von einem Arztbesuch ließen sich eben doch nicht so einfach von heute auf morgen über Bord werfen!

Sonntag, 16. September 2007

Kreuzfahrt-Szene

"Mann über Bord!"
Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile über das ganze Schiff und bald darauf drängelte sich alles am Heck. Einige der Zuschauer winkten, andere johlten (offenbar nicht mehr ganz nüchtern) und klatschten begeistert Beifall, mittendrinn knallten Sektkorken und ein paar Männer nutzten wie üblich das Gedränge, um jene Dinge bei einer attraktiven Nachbarin zu tun, die sie eigentlich nicht tun sollten.
Dem Opfer, das derweilen schon weit achteraus im Kielwasser trieb, nützte diese Art von Aufmerksamkeit allerdings wenig. Er oder Sie (in der Dunkelheit sind ja bekanntlich alle Opfer grau) konnte in diesem Fall nur hoffen, das irgendeiner der Matrosen zwischen dem Getränkeausschenken und dem Einsammeln leerer Gläser bald die Zeit fand, um eine Rettungsaktion einzuleiten.

Sonntag, 9. September 2007

Gartenzwergparty

Es war wieder mal so weit: alle Gartenzwerge aus der Nachbarschaft trafen sich, um eine rauschende Party zu feiern. Da es in ihrer Gemeinschaft leider immer noch viel zu wenig weibliche Exemplare gab, uferte das ganze natürlich wieder entsprechend aus.
Als am nächsten Morgen - noch vor dem Hochrattern des ersten Rollo`s - zwar wieder alle pflichtgemäß an ihren Plätzen standen, sah man dem einen oder anderen von ihnen an (sicher lag`s auch am mordsmäßigen Kater), was man so dachte: Zum Kotzen, wieder den ganzen Tag herumstehen und dümmlich vor sich hin grinsen müssen!

Sonntag, 2. September 2007

Neues vom Nil

Als die Grabkammer endlich geöffnet wurde, und frische Luft in den muffigen Raum strömte, atmete der Pharao auf.
Unbemerkt schlich er sich hinter dem Rücken des Archiologen vorbei und streckte sich - draußen in der langersehnten Freiheit angelangt - erst einmal ausgiebig. Dann sah er sich nach einer Kneipe um, um sich einen ordentlichen Schluck hinter die Binden zu gießen. Doch wie hatte sich die Welt mittlerweile verändert: Das Wort eines Pharaos galt nicht mehr, der Barceeper bestand auf sofortige Bezahlung!
Und was darüber hinaus den Fluch anbelangte, den Grabräuber angeblich ereilen sollte: Klar bleibt es nicht ohne Folgen, wenn man sich nicht täglich ordentlich waschen, und seine Zähne putzen kann.